m Präsidentschaftswahlkampf wird oftmals vergessen, dass auch das Repräsentantenhaus und der Senat ihre Wahlen abhalten. Während die erste Kammer klar republikanisch bleiben wird, zeigt sich im Senat ein enges Rennen. Die Demokraten werden Sitze gewinnen, die Frage ist nur, ob es zur Mehrheit reicht. Eine solche wäre aber auch wohl nur ein kurzes Intermezzo.
Im Repräsentantenhaus dürften die Republikaner nach derzeitiger Prognose zwischen 230 und 242 von 435 Sitzen erreichen (aktuell 246). Die Demokraten dürften auf 193 bis 205 Sitze kommen (aktuell 186). Ein leichter Gewinn für die Demokraten ist also realistisch, eine Übernahme der Mehrheit wird es aber selbst bei einem Clinton-Erdrutsch nicht geben. Das Repräsentantenhaus ist durch Gerrymandering und einer somit unglaublich republikanerfreundlichen Bezirkseinteilung für die Demokraten praktisch nicht gewinnbar.
Anders ist die Situation im Senat. Hier liegen die Republikaner nach ihrem Erdrutsch von 2014 bei 54 Sitzen, die Demokraten kommen auf 46 Senatoren, mit Bernie Sanders (nun Demokrat) und Angus King wurden zudem zwei Unabhängige (mit liberaler Gesinnung und somit demokratischem Stimmverhalten) in den Senat gewählt. Bei einem Wahlsieg von Hillary Clinton bräuchte es also ein Plus von vier Sitzen, um mit einem Vizepräsidenten Tim Kaine bei 50 zu 50 Sitzen die Mehrheit zu erlangen.
11 Sitze offen
34 der 100 Senatoren werden am 8. November neu gewählt. Die Republikaner sind dieses Jahr klar im Nachteil. Nachdem diese Senatsklasse letztmals beim republikanischen Erdrutschsieg 2010 gewählt wurde, stehen besonders viele Sitze der „Grand Old Party“ auf den Stimmzetteln. 24 Sitze werden von ihnen verteidigt, gerade einmal 10 von den Demokraten. Nur ein demokratischer Sitz gilt als offen, dafür gleich 10 bei den Republikanern. Dementsprechend haben die Demokraten 45 Sitze (inkl. Unabhängiger) für die nächste Kongressperiode sicher, die Republikaner 44.
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Einige Rennen werden deutlicher
In den letzten Wochen bewegten sich jedoch einige Staaten wieder klarer in eine Richtung. So dürfte John McCain seinen Senatssitz in Arizona behalten. Auch Rob Portman in Ohio und Marco Rubio in Florida sitzen verhältnismäßig sicher im Sattel. Besonders die Führung Rubio ist überraschend: Es müsste eigentlich jedem klar sein, dass Rubio den Senat nur als Sprungbrett für die Präsidentschaft nutzen wollte. Er gab bereits seinen Rücktritt bekannt und tauchte nur selten zu Sitzungen auf. Nach der Vorwahlniederlage brauchte er aber wohl weiter einen Job und kandidierte.
Bei den Demokraten sind zwei Zugewinne wahrscheinlich. In Wisconsin dürfte Russ Feingold zurückkehren. Feingold hatte diesen Senatssitz bereits von 1993 bis 2011 inne. Der national beliebte Langzeitsenator verlor 2010 hauchdünn gegen Ron Johnson. Nun will er „seinen“ Sitz wieder zurückgewinnen. In Wisconsin wird aller Voraussicht nach die Kriegsveteranin Tammy Duckworth den amtierenden republikanischen Senator Mark Kirk stürzen. Das ergibt einen Zwischenstand von 47 zu 47 Sitzen.